Der Tisch des Herrn ("Abendmahl")

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Transcript

Einleitung

Unlängst haben wir in unserem Bibelstudium zur Apostelgeschichte den Abschnitt mit diesem oft zitierten Vers studiert:
Apostelgeschichte 2,42 (ELB CSV)
42 Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.
Wir redeten darüber, dass man das als 4 Säulen sehen kann, von denen keine wichtiger als die andere ist. Ich muss zugeben, dass ich dieser Aussage intellektuell zustimme, aber intuitiv am ehesten auf das Brotbrechen verzichten könnte, weil es ja nur ein symbolischer Akt ist. Ich denke, ich könnte genauso gut den Herrn Jesus und sein Werk in den Mittelpunkt stellen, wenn ich den symbolischen Akt weglasse.
Es gibt also eine Schieflage zwischen meiner Erkenntnis von der Schrift her (dass das Brotbrechen wichtig ist) und meinem subjektiven Empfinden. Daher habe ich das Thema genauer studiert und möchte meine Gedanken mit euch teilen.

Zusammenfassung der biblischen Lehre über den Tisch des Herrn

Das Brotbrechen ("Abendmahl") ist ein regelmäßig wiederholtes Gedächtnismahl (bis zu seiner Wiederkunft).
Es ist sichtbarer Ausdruck folgender unsichtbarer Realitäten:
unsere Gemeinschaft mit Christus
unsere Einheit mit dem Leib Christi
auf Basis des stellvertretenden Todes Christi
Durch die Teilnahme am Tisch des Herrn verkündigen wir den Tod Christi, bis er wiederkommt.
Anlässlich der Teilnahme prüfen und richten wir uns selbst, um in würdiger Art und Weise teilnehmen zu können.

AT-Hintergrund: das Passah

Gottes Gericht geht an denjenigen vorüber, die das Blut des Lammes an ihren Türpfosten und am Türsturz haben.
Christus ist unser Passalamm - ein für alle Mal für uns geschlachtet auf Golgatha.
1. Korinther 5,7 (ELB CSV)
7 Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seiet, wie ihr ungesäuert seid. Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden.
Der Tisch des Herrn erinnert uns also daran, dass Christus für uns geopfert wurde, damit das Gericht Gottes an uns vorübergehen kann und wir - von der Sünde reingewaschen - dem Herrn heilig leben können.

Erinnerung an das stellvertretende Opfer unseres Herrn

1. Korinther 11,23–25 (ELB CSV)
23 Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm, 24 und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis. 25 Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis.
Es sind die Zeichen des neuen Bundes. Der neue Bund ist der Bund in Seinem Blut. Sein Opfer ist zentral zum Verständnis des neuen Bundes:
Hebräer 8,10–12 (ELB CSV)
10 Denn dies ist der Bund, den ich dem Haus Israel errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Indem ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde ich sie auch auf ihre Herzen schreiben; und ich werde ihnen zum Gott und sie werden mir zum Volk sein. 11 Und sie werden nicht jeder seinen Mitbürger und jeder seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mich erkennen vom Kleinen bis zum Großen unter ihnen. 12 Denn ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.“
Diese Nähe zu Gott, die Innewohnung des Heiligen Geistes samt der Erkenntnis und Leitung, die er gibt, sind möglich, weil unsere Trennung von Gott ursächlich behandelt wurde: Unsere Sünden stehen nicht mehr zwischen uns und Gott, weil Jesus Christus am Kreuz für unsere Schuld bezahlt hat.

Verkündigung seines Todes, bis er wiederkommt

1. Korinther 11,26 (ELB CSV)
26 Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt, und zwar
vor der unsichtbaren Welt,
vor den Geschwistern innhalb der Gemeinschaft des Neuen Bundes
und auch vor denjenigen, die noch nicht in den neuen Bund eingetreten sind und unseren Gottesdiensten beiwohnen: vielleicht jemand aus unserer Familie oder auch Gäste.

Gemeinschaft mit Christus und Einheit mit dem Leib Christi

1. Korinther 10,16–22 (ELB CSV)
16 Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? 17 Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot. 18 Seht auf Israel nach dem Fleisch. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar? 19 Was sage ich nun? Dass ein Götzenopfer etwas sei oder dass ein Götzenbild etwas sei? 20 Sondern dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. 21 Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches. 22 Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als er?
Einerseits ist das Mahl des Herrn eine Erinnerung an den neuen Bund, in den wir durch unsere Verbindung mit Christus eingetreten sind, andererseits ist es eine wiederholte Erneuerung des Bundes, ein Festmachen.
Wir sind zwar in unserer Stellung ein für allemal in Christus, wenn wir wirklich wiedergeboren sind, aber wir brauchen die geistliche Speise, d.h. das bewusste Leben in der Gemeinschaft mit Christus jeden Tag. Wir sind am Weinstock und das Leben des Weinstocks durchfließt uns beständig, so dass wir Frucht bringen können.
Das Bewusstmachen unserer Verbindung mit Christus beschränkt sich zwar nicht nur auf den Tisch des Herrn, aber dieser stellt einen Höhepunkt dieses Bewusstmachens dar - unser Herr hat dieses Gedächtnismahl als ein Kernelement des Neuen Bundes eingesetzt.

Selbstprüfung und Reinigung

1. Korinther 11,27–34 (ELB CSV)
27 Wer also irgend das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt in unwürdiger Weise, wird des Leibes und des Blutes des Herrn schuldig sein. 28 Jeder aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch. 29 Denn wer unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet. 30 Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen. 31 Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. 32 Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden. 33 Daher, meine Brüder, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so wartet aufeinander. 34 Wenn jemand hungrig ist, so esse er daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das Übrige aber will ich anordnen, sobald ich komme.
Hier steht nicht: “Prüft euch selbst, und wenn ihr euch für unwürdig befindet, dann nehmt nicht das Mahl des Herrn.” Das ist zwar auch ein Aspekt, aber nicht der Hauptaspekt dieser Aussage. Die Betonung liegt hier darauf, dass man es nach der Selbstprüfung essen soll. Wenn nämlich die Prüfung ergibt, dass etwas nicht in Ordnung ist zwischen uns und dem Herrn oder zwischen uns und Geschwistern, dann sollen wir umkehren und am Tisch des Herrn teilhaben. Eine Ausnahme mag sein, dass etwas zwischen uns und einem Bruder oder oder einer Schwester steht und wir hatten bisher keine Gelegenheit, es in Ordnung zu bringen:
Matthäus 5,23–24 (ELB CSV)
23 Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bring deine Gabe dar.
Wobei die Situation (Gabe zum Altar bringen) nicht 1:1 auf das Mahl des Herrn anzuwenden ist. Denn wenn ich die Sache in Ordnung bringen will, so muss ich das wohl nach dem Gottesdienst tun und dann kann ich nicht zurückkommen und weitermachen, sondern ich muss auf den nächsten Gottesdienst warten.
Aber besser wir bringen das vor dem Gottesdienst in Ordnung, am besten am selben Tag:
Epheser 4,26 (EÜ)
26 Wenn ihr zürnt, sündigt nicht! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.
Das Ziel der Selbstprüfung ist also die Teilnahme nicht das Vorübergehen lassen. Es ist nämlich keine Lösung, das Brot und den Wein vorübergehen zu lassen. Oder sind wir dann nicht Teil des Leibes Christi? Gilt sein Tod dann nicht für uns? Erinnern wir uns dann nicht daran und wollen wir ihn auch nicht verkündigen?
Johannes 6,53–58 (ELB CSV)
53 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. 54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag; 55 denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Blut ist wahrhaftig Trank. 56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. 57 Wie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen. 58 Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
Wenn wir ihn nicht essen und trinken, haben wir kein ewiges Leben. Wir haben als wiedergeborene Kinder Gottes Anteil an seinem Leben. Wir haben ihn im Glauben aufgenommen als wahre geistliche Speise und wir tun es auch weiterhin. Das Brotbrechen ist nur sichtbarer Ausdruck, Bekenntnis, Erinnerung.
Oder denken wir, dass wir Gottes Züchtigung entgehen können, wenn wir als seine Kinder in Sünde verharren und einfach nicht das Abendmahl nehmen?
Kenza Haddock, The Ex-Muslim's Guide to Christianity:
Ich erinnere mich daran, als ich zum ersten Mal in die Gemeinde ging. Bevor ich ging, rief ich eine Freundin an, um nach der Kleiderordnung zu fragen. Ich war mir nicht sicher, ob ich schwarz tragen oder mich schick machen sollte. Ihre Antwort werde ich nie vergessen. Sie sagte: "Komm so, wie du bist."
Die Reaktion meiner Freundin spiegelt das Herz Jesu uns gegenüber wider. Als Muslim habe ich es oft vermieden, in die Moschee zu gehen, weil ich Allahs Ansprüchen nicht gerecht wurde. Dein Leben als Christusnachfolger ist genau das Gegenteil. Als Kind Gottes wird von dir nicht erwartet, dass du zu Gott kommst, um dich prüfen zu lassen, damit er dich anerkennen kann. Jesus lädt dich ein, mit deinem Schlamassel, deinen Zweifeln, mit deinem gespaltenen Herzen zu ihm zu kommen und ihn alles in Ordnung bringen zu lassen.
Dies gilt ganz allgemein, aber es gilt besonders auch für den Tisch des Herrn.

Schluss

Wir sind durch unsere Bekehrung und Wiedergeburt mit Christus vereinigt worden. Wir gehören zu ihm, ob wir nun am Mahl des Herrn teilnehmen oder nicht. Die Teilnahme drückt unsere Vereinigung mit ihm aus:
In ihm stehen wir gerecht vor Gott.
In ihm haben wir Vergebung unserer Sünden.
In ihm haben wir das ewige Leben.
In ihm haben wir Sieg über die Sünde, die Welt und über alle Mächte der Finsternis.
Warum sollten wir diese Vereinigung verleugnen wollen? Wollen wir uns außerhalb von Christus, unserem Heil, stellen?
So ist die Teilnahme am Mahl also
Ausdruck unserer wunderbaren Vereinigung mit ihm und mit seinem Leib, der Gemeinde
Erinnerung an sein Erlösungswerk als Basis dieser Vereinigung
Verkündigung seines Todes - auf jeden Fall vor der Versammlung und vor der unsichtbaren Welt
Gelegenheit zur Selbstprüfung und zur Wiederherstellung - lasst sie uns nützen!
Und wenn wir im Moment des Brotbrechens nichts Besonderes empfinden, so lasst uns bedenken, dass nicht nur dieser Moment zählt, sondern dass der ganze Gottesdienst rund um den Tisch des Herrn aufgebaut ist: Unsere Anbetung, unsere Zeugnisse, die Wortverkündigung: Alles soll Christus im Mittelpunkt haben.
Wenn mir dem Herrn mit Freude singen und Ihm unsere Dankgebete bringen, wenn wir über Sein Wirken in unserem Leben berichten, wenn wir Ihn in den Schriften des AT und des NT betrachten und die Schlüsse für unser Leben ziehen - all das dient zur Erinnerung und zum Festmachen des Neuen Bundes in Seinem Blut.
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